Letztes Update: 07.12.2023

Anfang des Jahres wollte ich ein paar, mir bis dahin unbekannte, Locations im Harz erkunden. Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich initial durch einen Wanderführer auf die Wolfswarte aufmerksam geworden. Nachdem ich die Location dann in Google Earth und The Photographers Ephemeris angeschaut und die Sonnenuntergangszeiten sowie die Position der Sonne „gescoutet“ hatte, habe ich beschlossen die Wanderung zu gehen, sobald die Wettervorhersage passt. Natürlich immer mit dabei – die Hoffnung auf ein gutes Winterbild am Ende des Tages.

Screenshot The Photographers Ephemeris
Screenshot: The Photographers Ephemeris

Die beiden kostenlosen Tools Google Earth und The Photographers Ephemeris eignen sich mittlerweile sehr gut, um einen möglichen Fotospot und dessen Potenzial schon im Vorfeld zu erkunden. Man kann ein Datum auswählen und genau sehen zu welchen Zeiten und an welcher Position die Sonne und der Mond auf- bzw. untergehen. Mit Google Earth (und mittlerweile auch Google Maps) kann man sogar noch einen Schritt weiter gehen und die Ansicht neigen. Mit diesem Feature lassen sich, gerade in den Bergen, so schon im Vorfeld mögliche Bildkompositionen erahnen.

Bundesstrasse im Winter beim Parkplatz
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Zum Parkplatz

Der Plan war, spätestens zum Sonnenuntergang oben zu sein und ein Gegenlicht-Foto zu erstellen. Als Motiv war eine Winterlandschaft mit den Klippen der Wolfswarte, einem untergehenden Sonnenstern im Vordergrund, den schnee-bedeckten Tannenbäumen als Mitte und einem hoffentlich dramatischen Sonnenuntergangshimmel mit tollen Farben und Wolken geplant. So viel zur Theorie.

Der Beginn der Wanderung
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Anfang

Der Ausgangspunkt der Wanderung liegt an der L504 zwischen Torfhaus und Altenau. Von der B4 aus Richtung Torfhaus kommend, ist der kleine Parkplatz nach der ersten Rechtskurve, auf der linken Seite der Fahrbahn, kaum zu übersehen. Er bietet Platz für zwei bis vielleicht drei Autos. Ich hatte Glück und es war alles leer, als ich am späten Nachmittag dort ankam.

Der Weg hinauf zur Wolfswarte
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Rückblick beim Aufstieg

Ein paar Stunden zuvor hatte ich schon einige Bilder (wie z.B. das abstrakte Waldbild Mystic Forest) im Wald zwischen Braunlage und dem Achtermann aufnehmen können. Dafür musste ich öfter mal, vom offiziellen Wanderpfad weg, in den Wald laufen bis ich mit der Bildkomposition zufrieden war. Bei einer dieser kleinen Exkursionen, gerade als ich stehen geblieben bin und durch die Kamera geguckt habe, bin ich dann plötzlich eingebrochen und stand etwa bis zu den Knien tief irgendwo drin. Ich war ziemlich erschrocken und stand einen Moment lang einfach nur so da. Dann musste ich lachen.

Wanderung durch den Winterwald
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Durch den Wald

Nach ein paar Augenblicken habe ich dann auch realisiert, was passiert war. Ich war in irgendeine Art Moor- oder Morastgebiet eingebrochen, was durch den vielen Schnee einfach nicht zu sehen war. Da stand ich nun – und schon lief irgendwas Feuchtes in meine Wanderschuhe. Ich bin dann ohne viel Aufwand wieder raus gekommen, aber meine Socken, die Schuhe und die Wanderhose (zumindes unten) waren nass. Das Ganze hat auch ziemlich modrig gerochen, vor allem im Auto dann. Zum Glück hatte ich noch ein Paar Wechselsocken und Wechselschuhe zum Fahren mit. Auf dem Weg zum Parkplatz bei der Wolfswarte habe ich dann versucht die Wanderschuhe- und Hose wieder halbwegs trocken zu kriegen. Das hat glücklicherweise auch ganz gut geklappt, sonst hätte ich gleich wieder nach hause fahren können.

Der zum Gipfel im Winter
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Der Weg hinauf

Am Parkplatz angekommen, hab ich noch einen warmen Tee getrunken, was gegessen und dann ging es los. Der Weg führt circa fünf Minuten eine Art Rampe, an der Straße entlang, hinauf zu einer Kreuzung mit einem Wegweiser. Da geht es einfach geradeaus weiter Richtung Wolfswarte. Man kann sich praktisch kaum verlaufen. Bis auf diese Wegzweigung am Anfang gibt es nur noch einen weiteren Abzweig auf dem Rest des Weges.

Winterwald Schild, kein Durchgang
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Keine Menschen

Den besagten Abzweig zeichnet dieses lustige Schild aus. Obwohl man den Weg offensichtlich (warum auch immer) nicht gehen soll, waren deutlich Spuren von Wanderern und Skilangläufern zu sehen. Ich bin dem Weg nicht weiter gefolgt, habe aber mehrere Kompositionen mit dem Schild fotografiert und bin auch in der Nachbearbeitung unterschiedliche Wege gegangen. Diese Version gefällt mir am besten, sie wird auch zum Verkauf angeboten.

Schneebedeckte Äste im Wald
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Strukturen | Zum Bild

Die Bäume entlang des Aufstiegs waren wie mit Zuckerguss überzogen. Das Bild oben zweigt, wie sich die Äste der Tanne unter dem Gewicht des Schnees nach unten beugen.

Winterwald entlang der Wanderung zur Wolfswarte
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Winterwald

Es war wirklich herrlich, durch diesen Winterwald zu wandern. Ich war weit und breit der einzige Mensch und es war ausser meinen Schritten im Schnee und dem Wind in den Bäumen absolut nichts zu hören. Gegen den ganzen Verkehrslärm, Sirenen, Baustellen-Krach und laute Nachbarn in der Großstadt ist es „da draussen“, gerade im Winter, einfach sehr entspannend.

Klippen und Wald im Harz
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Oben angekommen | Zum Bild

Selbst mit Fotopausen und gemächlichem Schritttempo, habe ich nicht viel mehr als eine Stunde für den Aufstieg vom Parkplatz gebraucht. In dieser Stunde hat sich der Himmel allerdings, entgegen der Wettervorhersage, ziemlich zugezogen. Als ich am Auto gestartet bin, war der Himmel recht durchwachsen bewölkt, man konnte aber noch auf einen guten Sonnenuntergang hoffen.

Gipfelklippe der Wolfswarte im Winter
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Die Klippe

Nachdem ich aber oben angekommen war, zog es recht schnell komplett zu. Die Sicht war nicht zero zero, aber es war schon unwahrscheinlich, dass die Sonne in der nächsten halben Stunde nochmal durchbrechen könnte.

Aussicht über den Harz
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Blick Richtung Nordwesten

Ich hab den Ort trotzdem erstmal ganz in Ruhe auf mich wirken lassen, mich umgesehen und über mögliche Bildkompositionen nachgedacht. Nachdem ich dann ca. 15 Minuten direkt im eisigen Wind stand, musste ich kurz Schutz suchen und meine Finger wieder halbswegs aufwärmen, bevor ich überhaupt mit Fotografieren anfangen konnte.

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Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Blick Richtung Nordwesten

Ich denke, wenn man sich den eisigen Wind dazu denkt, kann man anhand der Bilder ganz gut erahnen, wie kalt es dort auf ca. 900m ü.NN. war. Das Foto oben zeigt die Aussicht Richtung Süd/Süd-West. Denkt man sich im linken Drittel des Bildes jetzt einen Sonnenstern am Horizont dazu und einen dramatischen, farbenfrohen Himmel, könnte das Bild in meinen Augen ein „Hero-Shot“ sein – könnte.

Gefrorener Gipfel mit Hochnebel
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Hochnebel

Seitdem ich oben angekommen war, hat sich die Sonne nicht ein Mal mehr blicken lassen. Ich habe bis zum Ende gewartet, aber der Sonnenuntergang war dann auch irgendwann vorbei, die blaue Stunde begann und es wurde dunkel und nicht zuletzt auch sehr kalt.

Winterwanderung Wolfswarte - Blick Richtung Südosten
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Blick Richtung Südosten

Ich hab noch ein paar Fotos in alle erdenklichen Himmelsrichtungen gemacht und dann schnell zusammen gepackt und die Wolfswarte Richtung Parkplatz verlassen. Ich musste mich ohnehin unbedingt bewegen um wieder warm zu werden.

Winterwanderung Wolfswarte - Rückweg
Foto: Winterwanderung Wolfswarte – Rückweg

Obwohl am Ende kein „Hero-Shot“ bei dieser Tour entstanden ist, war ich beim Abstieg trotzdem irgendwie zufrieden. In der ganzen Zeit, seit ich beim Parkplatz los gelaufen bin, hatte ich nicht einen Menschen gesehen, oder gehört. Das ist schon ein schöner Kontrast zum Leben in der Großstadt. Glücklicherweise ist der Harz nur ein bis zwei Autostunden von Leipzig entfernt.

Mehr Fotos vom Harz gibt es auf meiner persönlichen Foto-Seite und über die Suche dort. Bei Fragen oder Anregungen lasst gerne einen Kommentar da.

Nachtrag: Ein Jahr später war ich wieder oben. Dieses Mal viel weniger Schnee, dafür wurde ich mit einem guten Sonnenuntergang belohnt.

Gipfel der Wolfswarte
Foto: A Windy Place | Zum Bild

Nachtrag 2: Und wieder Jahr später war ich das dritte Mal oben. Beim damaligen Versuch lag nun Schnee und man konnte die Aussicht genießen! Wie hieß schon das Motto von Ernest Shackleton: „By Endurance We Conquer“ – was ungefähr soviel heißt wie „wir siegen durch Ausdauer“.

Sonnenuntergang auf der Wolfswarte im Harz im Winter

Foto: Wolfswarte Winter Sun | Zum Bild

Das obige Bild war so ziemlich das erste nach einem kompletten Systemwechsel und entstand mit meiner damals brandneuen Nikon D810 und dem Nikkor 14-24mm Objektiv (ohne Filter) auf einem, für diese schwere Kombination aus Kamera und Linse, viel zu schwachen Manfrotto Stativ. Das musste ich auf die harte Tour lernen. Die Belichtung für den Sonnenstern bei geschlossener Blende F/22 war die letzte bevor die Kamera, die gerade hochkant ausgerichtet war, durch das schwere Objektiv nach unten abklappte und drohte komplett runterzufallen und umzukippen. Die kleine Platte, die Stativ und Kamera verbindet, konnte schlichtweg das Gewicht nicht halten. Das hatte ich unterschätzt und zum Glück ist nichts weiter passiert. Es hätte weit schlimmer ausgehen können. Am Ende hatte ich sogar alle nötigen Belichtungen für das Foto scharf im Kasten. Ein etwas holpriger Start.

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Ich war seitdem fast jedes Jahr mindestens einmal auf der Wolfswarte, aber die Bedingungen waren bisher noch nie optimal für meinen persönlichen Hero-Shot von diesem schönen Ort. Ideal hieße in dem Fall dramatische Bedingungen am Himmel mit vielen Wolken, aber Licht durchströmt, die Sonne sichtbar, eine aushaltbare Windstärke und Kälte und natürlich Neuschnee auf den Bäumen. Sollte das zukünftig irgendwann klappen, kommt natürlich Nachtrag Nummer 3!

Ausrüstung

Die Fotoausrüstung, die hier zum Einsatz kam war wie üblich meine Nikon D810, das Nikkor 16-35mm, ein Fernauslöser, ein Polfilter und natürlich ein Stativ. Das alles findest du in einer schönen Übersicht auch in meinen Empfehlungen.

Weitere nützliche Tools für das Wandern im Harz

Wanderführer Harz: Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen. 50 Touren. Mit GPS-Tracks
Große Wanderkarte vom Harz: Wanderkarte-, Ski- und Radwanderkarte Nationalpark Harz (gefaltete Karte)
Kopflampe: Sehr gute und bequeme Stirnlampe für den Rückweg oder Start im Dunkeln
Wanderstöcke: Leichte und höhenverstellbare Wanderstöcke zur Entlastung der Gelenke

Tipp: In der Nähe, d.h. ca. 20km entfernt, bei Drei Annen Hohne gibt es eine aussichtsreiche Rundwanderung zur Leistenklippe, es befindet sich das mystische Ilsetal nicht weit entfernt und der ebenfalls sehr sehenswerte und fotografisch interessante Oderteich ist gleich in der Nähe. Meine Top 10 Orte zum Fotografieren und Wandern in der Region, findest du in meinem Artikel Fotografieren im Harz.

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Veröffentlicht von

Ich bin Dave und seit über 15 Jahren leidenschaftlicher Landschafts- und Architekturfotograf. Meine Erfahrungen und mein über die Jahre zusammengetragenes Wissen in diesen Bereichen der Fotografie gebe ich gern hier auf diesen Seiten in den Rubriken Tutorials, Ausrüstung und Reisen an dich weiter. Um zukünftig keinen dieser Beiträge mehr zu verpassen, kannst Du einfach meinen kostenlosen Newsletter abonnieren oder den ebenso kostenlosen RSS Feed benutzen. Eine kleine Auswahl meiner Landschaftsfotos findest du hier in der Galerie und auf meiner persönlichen Foto Webseite.

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